SSB-Vizepräsident Günter R. J. Plügge

SSB-Vizepräsident Günter R. J. Plügge

Sächsische Schützenzeitung 09/10- 2002

Liebe Schützenschwestern und liebe Schützenbrüder,

den vielfachen Turbulenzen des bisherigen Kalenderjahres 2002 mit den für das deutsche und sächsische Schützenwesen bedrängenden negativen Folgen, die hauptsächlich ihre Ursachen in den nach den tragischen Ereignissen von Erfurt und den Parteien hektisch eingebrachten weiteren Änderungen in die bis zum Tag der schrecklichen Tragödie vom 26. April vorliegende Fassung des neuen Waffengesetzes sowie in den bei den Sportschützen durch unsachliche und populistische Forderungen bestimmter Haurück-Politiker im Rahmen des nun endlich beendeten Wahlkampfes zur Bundestagswahl ausgelösten Irritationen und letztlich in der Hochwasserkatastrophe haben, möchte ich zunächst positive und erfreuliche Informationen voranstellen.
Nationaler Höhepunkt und Abschluss des Sportjahres sind die Deutschen Meisterschaften im Sportschießen. Nachdem der Sächsische Schützenbund bis Juli sich im Jahre 2002 bereits über zwei erlangte Titel – jeweils Deutsche Meister bei der DM in Krefeld in der Disziplin Bogen Recurve Halle und in Pforzheim in der Disziplin Perkussionsgewehr – freuen durfte, konnten unsere sächsischen Schützen in München-Hochbrück weitere 24 Medaillen bei den Deutschen Meisterschaften dazu erringen, davon 9 Goldmedaillen und damit ebenso viele Deutsche Meister, 10 Vizemeister und 5 dritte Plätze.
Mit diesem für unseren Landesschützenverband hervorragenden Abschneiden – gemessen an der Mitgliederstärke des SSB – übertrafen wir das letztjährige Ergebnis (7 Meistertitel im Jahre 2001) und errangen den bisher besten Erfolg seit der Teilnahme der Sportler des Sächsischen Schützenbundes bei Deutschen Meisterschaften im Jahre 1991.
Als Ausdruck einer erfolgreichen Nachwuchsarbeit unserer Trainer ist beachtens- und lobenswert, dass von diesen 26 Medaillenplätzen immerhin 17 Plätze in den Altersklassen Schüler, Jugend und Junioren erreicht wurden. Das ist ein Beweis, dass Nachwuchsschützen nach vorne drängen und die erste Stufe der Erfolgsleiter mit Bravour genommen haben. In der Nachwuchsarbeit sind wir zweifellos auf dem richtigen Weg, junge Schützen heranzuziehen und sie zu motivieren. Dadurch schaffen wir uns eine gesunde Basis für künftig mehr wünschenswerte Erfolge in der Leistungsklasse der Damen und Herren.
Die Privilegierte Schützengesellschaft zu Löbau ist auch dieses Jahr wieder mit 7 Medaillen der erfolgreichste Schützenverein aller sächsischen Teilnehmer. Für vorbildliche Jugendarbeit gewann Löbau auch in München-Hochbrück den H&N-Förderpreis des Sponsors Munitionshersteller Haendler & Natermann. Weiterhin errangen unsere drei jüngsten Teilnehmer am RWS Shooty Cup 2002 in München-Hochbrück bei der Teilnahme von insgesamt 20 Landesverbänden einen beachtlichen 5. Platz.
In der Disziplin Olympische Schnellfeuerpistole konnte Jürgen Wiefel, der jeweils bei den Sommerspielen 1976 in Montreal und 1980 in Moskau eine Olympische Silbermedaille erkämpfte, sich als Deutscher Meister 2002 in die Siegerliste der Herren-Altersklasse eintragen lassen. Über die Platzierungen unserer Teilnehmer an der deutschen Meisterschaft in Sommerbiathlon, die kurz vor Herbstbeginn in Clausthal-Zellerfeld stattfand werden wir später berichten.
Insgesamt sind bei den diesjährigen Landesmeisterschaften und Deutschen Meisterschaften von den sächsischen Schützen wiederum gute Ergebnisse geschossen worden, die um so beachtlicher sind, da sie bei großer Leistungsdichte und höheren Limitzahlen erbracht werden konnten. Im Vergleich zu anderen Landesverbänden befindet sich Sachsen in der Medaillenskala der DM in München-Hochbrück bei 20 möglichen Plätzen auf Platz 8.
SSB-Präsident Kupfer sprach anlässlich der jüngsten Sitzung des Präsidiums des SSB in seiner Bewertung über die durch die sächsischen Schützen erreichten Meisterschaftsergebnisse den Sportlern, Trainern und anderen beteiligten, die zum gelingen dieser Erfolge in hervorragender Weise beigetragen haben, seinen besonderen und herzlichen Dank aus.
Dieser Dank gilt auch den Sportschützen, die sich auf vordere und weitere Platzierungen nach den Medaillenrängen einordnen konnten, da das Dabeisein bereits ein Erfolg darstellt. Denn schon die Qualifikationshürde über mehrere Instanzen bis zur Deutschen Meisterschaft zu erreichen, ist zweifellos eine große Leistung und zeugt von Leistungsstreben. Nur das Leistungsstreben kann zu Leistung führen. Leistung ist aber der Maßstab, was nach menschlichen Ermessen erreichbar ist. Bei allem Leistungsvergleich, allem Leistungsstreben, sollte man jedoch nie vergessen, dass Sport eine Herausforderung ist. Wir Schützen dürfen stolz darauf sein, eine Sportart auszuüben, die Intelligenz, seelische Ausgeglichenheit, charakterliche Stärke und athletische Voraussetzungen erbringen muss, um, auf welcher Wettkampfebene auch immer, Erfolg zu haben.
Liebe Schützenfreunde, viele unserer sächsischen Bürger und Schützen sind durch die Hochwasserkatastrophe unmittelbar und mittelbar persönlich betroffen. Im unterschiedlichen Schadensausmaß gab es durch die Flutkatastrophe Zerstörung, Schäden und Verluste auch bei vielen Schützenvereinen unseres Landesverbandes. Dadurch sind viele Vereinsmitglieder hinsichtlich der Ausübung ihres Trainings- und Wettkampfbetriebes sowie Vereinslebens in Not geraten. In gemeinsamer Anstrengung gilt es nun die Kraft aufzubringen, die erforderlich sein wird, den in Not geratenen Schützenvereinen zu helfen. Wie bereits in unseren sächsischen Kommunen durch Selbst- und Nachbarschaftshilfe, freiwillige Helfer, Solidaritäts- und Spendenaktionen, Soforthilfe und Fördermaßnahmen der Wiederaufbau und die Behebung von Schäden u. a. an Wohn- und Geschäftshäusern, Einrichtungen der Unternehmen, Dienstleistungen, Kultur, Gemeinden, Behörden, des Handels und Sports sowie der Infrastruktur begonnen hat, wird auch eine wirksame Hilfe für die Schadensbehebung an Schießsportstätten und Schützenhäusern sowie der Wiederbeschaffung der Vereinshabe möglich sein, Spender und Helfende im Rahmen einer Schützensolidarität gefunden und entsprechende Regulierungen zur Schadenshilfe über die Geschäftsstelle des SSB getroffen werden.
Das Präsidium des Sächsischen Schützenbundes dankt allen Personen und Gremien, die als Helfer den in Not geratenen Schützenvereinen unseres sächsischen Landesverbandes irgend eine Unterstützung zugesagt haben, noch zusagen werden bzw. inzwischen zukommen ließen. Insbesondere danken wir Herrn Präsident Josef Ambacher herzlich für den Aufruf zur Spendenaktion „Wir S(s)chützen gemeinsam“, die im Namen des Präsidiums des Deutschen Schützenbundes zur Linderung der Katastrophenfolgen beitragen will.
Wir sächsischen Schützen haben als Bürger unmittelbar oder in Nachbarschaft die Hochwasserkatastrophe, die in ungeahntem Ausmaß und oft auch Schnelligkeit große Landesteile unseres Freistaates zerstörend überflutete und dabei leben, Hab und Gut in Gefahr brachte sowie vernichtete, als Betroffene oder helfende miterlebt. Die Folgen sind verheerend. Wir erlebten aber auch, wie freiwillige Helfer – auch aus anderen Bundesländern – mutig und fleißig in der Not und Gefahr der Naturgewalt all’ ihre Kraft und ihr Können entgegenstemmten, um mit ihrer Hilfe Leben zu retten und materielle Schäden zu verhüten oder zu mindern. Auch halfen sie uns bei der Beseitigung von Schlamm und Müll sowie anderen Aufräumungsarbeiten. Wir zollen allen diesen fleißigen und Tapferen Helfern einen herzlichen Dank! Nicht nur der ureigene sächsische Wiederaufbauwille trotzt den betroffenen den erforderlichen Mut und Willen zum Anpacken für einen Neuanfang ab, auch die geübte Solidarität fördert diese Einstellung erheblich und hilft die Probleme und Sorgen der Geschädigten zu lindern. Auf unsere eigene Kraft und die weitere Unterstützung von Spendern sowie durch Förderungen vertrauend, richten wir als sächsische Bürger und Schützen unseren Blick nach vorn – wir werden unsere Heimat wieder restaurieren, so, dass wir uns und auch unsere Gäste sich bei uns wieder wohlfühlen können!
In diesem Sinne wünsche ich uns eine erfolgreiche Entwicklung.
Ich grüße Sie herzlich mit Schützengruß

Günter R. J. Plügge, 1. Vizepräsident des SSB
Annaberg-Buchholz, den 10.09.2002