Frank Kupfer MdL, Präsident des Sächsischen Schützenbundes e. V.

Frank Kupfer MdL, Präsident des Sächsischen Schützenbundes e. V.

Sächsische Schützenzeitung 01/02-2003

Liebe Schützenschwestern, liebe Schützenbrüder!

Das Sportjahr 2003 hat begonnen. In vielen Vereinen haben Neujahrsschießen stattgefunden, es gab die ersten Kreismeisterschaften und die Bogensportler haben in den Landesmeisterschaften schon ihre Teilnehmer für die Deutschen Meisterschaften ermittelt. Was wird uns dieses Jahr bringen?

Unsere Sportschützen waren im vergangenen Jahr so erfolgreich wie nie zuvor in unserer jungen Geschichte. Können wir diese Erfolge zu wiederholen? Der Sächsische Schützenbund mit seinem Präsidium will die Voraussetzungen dafür schaffen. Unsere finanzielle Situation ist nicht rosig. Uns fehlt das Geld, um weitere hauptamtliche Trainer zu beschäftigen. Zum Glück ist es uns gelungen, das Präsidium des Deutschen Schützenbundes davon zu überzeugen, dass wir den Deutschen Schützentag im Jahr 2006 nicht ausrichten können, da uns dies finanziell gänzlich überfordert hätte. Die so eingesparten Mittel werden wir verwenden, um unseren Verband weiter zu stärken.

Vor neue Herausforderungen stellt uns das am 01. April in Kraft tretende neue Waffengesetz mit seiner Durchführungsverordnung. Die Verbandsstrukturen in Deutschland sind dadurch in Bewegung gekommen. Existenzerlaubnis haben nur noch Verbände, die mehr als 10.000 Schützen in ihren Reihen haben. Auch in Sachsen können wir eine Anzahl von Vereinen verzeichnen, die um Aufnahme in unseren Sächsischen Schützenbund gebeten haben. Wir sind offen für alle, die Schießsport und Brauchtumspflege betreiben. Wir wollen ihnen in unserem Fachverband eine Heimat und Interessenvertretung geben. Die Stärkung unseres Verbandes bedeutet eine Vergrößerung unseres Gewichtes in der Öffentlichkeit und bietet uns damit mehr Möglichkeiten, unsere Anliegen zu vertreten.

Mehr Mitglieder bedeutet, dass wir uns mehr um den Nachwuchs kümmern können. Für uns ist es außerordentlich wichtig, junge Menschen für unseren Sport zu begeistern. Eine vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass unsere Kinder immer unsportlicher werden. Diesem Trend entgegenzuwirken ist auch unsere Aufgabe. Die Basis ist eigentlich gut. In Sachsen ist die dritte Sportstunde pro Woche in der 3. bis 7. Klassenstufe Pflicht. Unterhalten muss man sich allerdings noch darüber, was in den Sportstunden gemacht wird. Nicht alle Sportlehrer sollen sich immer strikt an die Vorgaben im Lehrplan halten. Zu oft wird dem Drängen der Schüler nach Ausübung sogenannter Fun- Sportarten im Unterricht nachgegeben. Dabei soll doch der Sportunterricht die Grundlagen vermitteln und dazu animieren, dass die Schüler in der Freizeit ihre sportliche Kreativität ausleben. Dann sollen sie auch ihre Trendsportarten ausüben.

Viele unserer Vereine beteiligen sich an der Kooperation Schule-Verein, welche durch das Sächsische Kultusministerium gefördert wird. Vorteile sind die für ein Jahr fließenden Fördermittel und die Möglichkeit, dadurch Nachwuchssportler zu finden. Das ist einer unserer Beiträge, der Sportverdrossenheit unserer Kinder entgegenzuwirken. Eine andere Möglichkeit bietet sich durch die neu in den Lehrplan des Sportunterrichts aufgenommenen Neigungskurse. Warum soll es nicht auch Neigungskurse mit schießsportlichen Disziplinen geben? Voraussetzung dafür sind engagierte Sportlehrer, die unserem Sport aufgeschlossen gegenüber stehen und Vereine die diese Bemühungen unterstützen. Unsere Schützenschwester Annekatrin Bedewitz geht hier mit gutem Beispiel voran, in dem sie den Neigungskurs Sommerbiathlon anbieten wird.

Das neue Waffengesetz bringt uns eine Reihe von Ungerechtigkeiten, Verschärfungen und Eingriffe in unsere sportliche Autonomie. Unter Mitwirkung des Sächsischen Schützenbundes konnte Überlegungen des Bundesinnenministeriums entgegengewirkt werden, über die Verordnung zum Waffengesetz weitere Verschärfungen festzuschreiben. So wurde ernsthaft überlegt, ob man nicht auf das Schießen mit großkalibrigen Waffen gänzlich verzichten kann, ob IPSC- oder Westernschießen verboten gehören und ob Waffenzubehör für das sportliche Schießen erforderlich ist. Gerade die Vorstellungen zu letzten Punkt haben gezeigt, dass die Verfasser aus dem BMI keine Ahnung vom Schießsport haben. Allen ernstes wurde die Frage aufgeworfen, ob Zielfernrohre, Diopter und Schießriemen für das Schießen erforderlich sind. Durch eine beispielhafte Zusammenarbeit mit dem Kultusminister und den im Sächsischen Staatsministerium für Kultus zuständigen Referenten konnten wir unseren Einfluss geltend machen und die schlimmsten Forderungen abwehren. Dennoch gilt es wachsam zu sein. Die Verwaltungsvorschrift ist noch nicht erlassen. Sie ist sehr wichtig, da sie die Grundlage dafür ist, wie die Genehmigung der Sportordnungen der Schießsportverbände ausgeht. Wir werden weiterhin alles unternehmen, um auch hier entscheidende Worte mit zu reden.

In diesem Jahr wird es keinen Schützentag in unserem Verband geben. Wir hatten uns aus Kostengründen dafür entschieden, diesen Höhepunkt im Verbandsleben nur noch aller zwei Jahre stattfinden zu lassen. Im dazwischenliegenden Jahr übernimmt der Gesamtvorstand somit eine entscheidendere Position ein. An Stelle des Landesschützentages führen wir das Treffen Sächsischer Schützenvereine durch. Es erhält somit ebenfalls einen höheren Stellenwert, da es die einzige Möglichkeit bietet, an der sich unsere Schützen in ihrer Tradition konzentriert der Öffentlichkeit präsentieren können. Das Treffen in diesem Jahr findet am 07. Juni, dem Pfingstsonnabend in Belgern statt. An der Elbe zwischen Torgau und Riesa gelegen bietet diese Kleinstadt eine würdige Kulisse für unsere Veranstaltung. Zu Pfingsten feiert die Stadt alljährlich ihr Stadtfest und die Privilegierte Schützengesellschaft Belgern e.V. ihr Vereinsfest. Das lockt traditionsgemäß sehr viele Besucher nach Belgern. In diesem Jahr begeht die Stadt ihr 1030 jähriges Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung und die Schützen ihr 525 jähriges Bestehen. Das war Anlass, um uns ebenfalls für Belgern zu entscheiden. So eine Gelegenheit, unsere Schützentraditionen vor so vielen Zuschauern darzustellen, dürften wir nicht gleich wieder erhalten. Ich gehe davon aus, dass auch Funk und Fernsehen ein Interesse haben werden. Die Mitglieder des Präsidiums des Sächsischen Schützenbundes und ich ganz persönlich würden uns freuen, möglichst viele Schützenbrüder und Schützenschwestern aus den Vereinen, Gilden und Gesellschaften begrüßen zu dürfen.

Für den Austragungsort spricht noch ein weiteres besonderes Ereignis. In Torgau, der 15 km entfernten Kreisstadt, findet im Schloss Hartenfels eine Ausstellung statt, die für Waffenliebhaber und Geschichtsinteressierte ein Muss bedeuten. Beginnend mit dem Pfingstwochenende ist eine hochkarätige Sonderschau zum Thema „Hofjagd“ zu bewundern. Gezeigt werden Gemälde, Grafiken, Bücher und Dokumente aus der Zeit der Renaissance und des Barock. Sie geben einen Einblick in die Ausstattung und Durchführung von Jagden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. Am reizvollsten werden mit Sicherheit die ausgestellten kostbaren Waffen aus dieser Zeit sein. Zu sehen gibt es u.a. eine Armbrust aus dem Jahr 1567 und ein Rad-Luntenschlossgewehr aus dem Jahr 1590. Die Ausstellung wird vom Deutschen Historischen Museum Berlin gestaltet. Also ein Grund mehr, um nach Belgern zu kommen.

Mit besten Schützengrüßen

Ihr Frank Kupfer
Präsident