19. Landesschützentag des Sächsischen Schützenbundes am 23. April 2016 in Burgstädt

Grußwort von Vizepräsident Gerd Hamm, Deutscher Schützenbund, an den 19. Landesschützentag

Vizepräsident Gerd Hamm, Deutscher Schützenbund

Sehr geehrter Herr Staatsminister, Herr Bürgermeister, werte Delegierte und Gäste,

ich darf mich zu Anfang erst einmal bedanken für die herzliche Einladung zu Eurer 19. Delegiertenversammlung. Der bin ich gerne gefolgt, weil ich mittlerweile doch Sachsen kennen und lieben gelernt habe. Und auch hier, Herr Bürgermeister in Burgstädt, Respekt für die Entwicklung dieser Stadt. Ein schönes, sauberes Städtchen. Ich glaube, da können sie sehr stolz drauf sein.

Wenn ich hier stehe als Vertreter des Deutschen Schützenbundes, dann bleibt es mir natürlich nicht erspart, auf einige Dinge einzugehen, die uns im Moment im Dachverband und uns Schützen insgesamt bewegen. Das bedeutendste Ereignis in diesem Jahr sind sicherlich die Olympischen Spiele, die Anfang bis Mitte August in Rio ausgetragen werden. Der Deutsche Schützenbund wird mit einem starken Team an den Start gehen. Und wir hoffen natürlich, dass die Mannschaft diesmal auch, im Gegensatz zu den letzten Spielen, in London vor vier Jahren, mit der einen oder anderen Medaille wieder nach Hause kommen wird. 16 olympische Quotenplätze haben unsere Schützinnen und Schützen in den Kugeldisziplinen gewonnen.  Zwei weitere kommen im Bogensport dazu. Wir hoffen, dass wir noch ein zwei Quotenplätze erreichen, so dass insbesondere das Ziel „20“ dann auch erreicht werden kann.

Hervorzuheben sind die hervorragenden Leistungen der Disziplingruppe Gewehr. Alle 10 möglichen Quotenplatze konnten wir hier erreichen. Natürlich wäre es schön, wenn wir in Rio mit zwei Mannschaften im Bogensport teilnehmen könnten. Aber auch, wenn nur ein Team an den Start gehen könnte, sollten wir zufrieden sein. Gerade die letzten zwei drei Jahre haben gezeigt, dass der Bogensport in Deutschland eine erfolgreiche Perspektive hat. Die Zahlen neuer Bogensportvereine oder die Eröffnung neuer Bogensportabteilungen in den Schützenvereinen steigen ständig. Dort gibt es, wie in den lokalen Berichterstattungen von Zeitungen aus dem gesamten Bundesgebiet immer wieder zu sehen ist, deutlichen Zulauf. Auch die Mitglieder der Nationalmannschaft waren im internationalen Vergleich erfolgreich. Mehrere internationale Titel konnten erkämpft werden. Diese Erfolge, u.a. auch in Rio, werden wir brauchen, denn nach den Olympischen Spielen wird es voraussichtlich im deutschen Sport einen großen Schnitt geben.

Der für den deutschen Sport zuständige Innenminister, Thomas de Maizière, hat ja bereits angekündigt, dass die Parameter für die Förderung auch für Olympische Disziplinen in Zukunft anders aussehen werden. Ich fürchte, dass es dann heißen wird, wer erfolgreich ist, wird vom Ministerium gefördert. Wo die Medaillen auf Dauer ausbleiben, werden die Verbände selbst sehen müssen, wie sie ihre Athleten unterstützen. Für den Deutschen Schützenbund bedeutet dies, dass nur bei ausreichender Finanzausstattung die Eigenmittel aufgebracht werden können um die finanzielle Unterstützung aus Bundes- und Landesmitteln beantragen zu können. Drücken wir also unseren Athleten, zu deren guter Bilanz auch der Sächsische Schützenbund beigetragen hat – und das können sie ja der Selbstdarstellung in ihren Unterlagen auch entnehmen – die Daumen für erfolgreiche Spiele.

Natürlich komme ich nicht umhin, einiges zum Waffenrecht auch zu bemerken, denn das Waffenrecht, presst ja unseren Sport in feste rechtliche Regelungen, so wie in keiner anderen Sportart. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist eine Anpassung des Waffenrechts im Hinblick auf die technische Entwicklung und auch seine Praktikabilitäten vereinbart worden.  Das Bundesinnenministerium arbeitet an einem Gesetzentwurf, der auch neue Regeln hinsichtlich der Aufbewahrung enthalten soll. Hierzu gilt jedoch das Wort des Bundesinnenministers, Thomas de Maizière, der einen Bestandsschutz für die aktuellen Aufbewahrungssysteme garantiert hat. Die waffenrechtliche Diskussion wird derzeit jedoch bestimmt durch die Vorschläge der EU-Kommission zur Änderung der EU-Waffenrichtlinie.

Unmittelbar nach den furchtbaren Anschlägen in Paris wurden Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus und des illegalen Waffenbesitzes vorgestellt. Hierzu sollen u.a. das Verbot halbautomatischer Waffen, die Befristung waffenrechtlicher Erlaubnisse auf 5 Jahre und die ärztliche sowie psychologische Unterstützung der Waffenbesitzer dienen. Es ist schon bemerkenswert, dass hier Sportschützen und Jäger als legale Waffenbesitzer in einen Topf mit Terroristen und Kriminellen geworfen werden. Hiergegen – und das sage ich ganz deutlich – verwahren wir uns als Sportschützen auf das Entschiedenste.

Der Deutsche Schützenbund hat gemeinsam mit seinen deutschen und europäischen Partnern, insbesondere im Rahmen der europäischen Schützenkonförderation gegen diese Vorstellung Stellung bezogen. In allen Gesprächen mit Vertretern der EU-Kommission und Abgeordneten des Europaparlamentes sowie in Anhörungen haben wir deutlich gemacht, dass die Sportschützen zu einem besonders rechtstreuen Personenkreis in Deutschland und in Europa gehören und daher weitere, den Schießsport einschränkende Maßnahmen nicht erforderlich sind. Die Vorschläge der EU-Kommission liegen derzeit im Europaparlament. Wir haben gestern von EU-Abgeordneten vernommen, dass zumindest das Veto angekommen ist und dass man hier hoffentlich nachbessern wird. Wir selbst werden nach wie vor am Ball bleiben und unsere Mitglieder über den Fortgang unterrichten.

Eine weitere wichtige Frage für unsere Vereine ist die Regelung der Überprüfung unserer Schießstätten. Die beim Deutschen Olympischen Sportbund eingerichtete Arbeitsgruppe „Schießstandrichtlinien“  hat nun ein Konzept zur Ausbildung und Fortbildung von Schießstandsachverständigen beschlossen, das mit einem Vorschlag zur Neufassung der Regelung in der Waffenverordnung dem Bundesinnenministerium vorgelegt wird. Wir hoffen, dass der derzeitige unbefriedigende Zustand hinsichtlich der Überprüfung von Schießstätten möglichst bald zu einer sachgerechten Neuregelung, zu einem guten Ende gebracht werden kann.

Lassen sie mich zum Schluss zu diesem Thema noch einen Appell an sie alle richten – die Aufbewahrung unserer Sportwaffen ist für uns alle von entscheidender Bedeutung. Daher richte ich die dringende Bitte auch an sie,  hier im Saal und an alle unsere Mitglieder: Beachtet die rechtlichen Vorschriften zur Aufbewahrung von Waffen!

Zum immateriellen Kulturerbe will ich keine großen Ausführungen machen. Der Präsident, Frank Kupfer, hat ja dazu schon einiges gesagt. Ich will hier nur aufrufen, nehme sie dieses als Chance, für unseren Schießsport zu werben. Auf der DSB-Homepage können sie das Logo runterladen und für sich auch auf Vereins- und Kreisebene nutzen und ziemlich deutlich machen, dass wir eben auch zum deutschen Kulturgut gehören. Unser Traditionswesen hiermit eine Anerkennung erfahren hat und aus dieser Sicht heraus, geht es jetzt darum, auch in den Ländern dafür Werbung zu machen, dass wir auf entsprechenden Listen erscheinen und der Deutsche Schützenbund wird sich weiter dafür einsetzen auf die internationale UNESCO Kulturerbe-Liste zu kommen.

Mitgliederentwicklung, ein Thema, was uns im Deutschen Schützenbund sehr sehr beschäftigt. Die Mitgliederzahlen sind im letzten Jahr wieder um 1% gesunken. Das heißt, in Köpfen 14.000 Mitglieder weniger. Deshalb hat der Deutsche Schützenbund ja diese große Kampagne „Ziel im Visier“ ins Leben gerufen. Und an der Stelle kann ich hier heute sagen – auch als Finanzer des Deutschen Schützenbundes – Respekt, was die deutschen Schützen geleistet haben. Ihr seid Spitze der 20 Landesverbände. 8,58% Zuwachs an Mitgliedern. Das kann Vorbild und sollte Vorbild für alle anderen Landesverbände in Deutschland sein. Ich darf mich an dieser Stelle ganz ganz herzlich bedanken für eure Aktivitäten, Zeugnis für eure gute Arbeit hier vor Ort. Und ich würde mich freuen, wenn ihr natürlich am Ball bleibt. Sicherlich nicht in den großen Schritten, aber auch weiter für Mitgliederzuwachs sorgt.

So. Zum Bundesleistungszentrum will ich noch zwei oder drei Bemerkungen machen. Ich hab ja im letzten Jahr hier wieder an dieser Stelle gesagt, dass wir immer noch  nicht mit den Baumaßnahmen beginnen konnten. Das Bundesleistungszentrum in Wiesbaden-Klarenthal, am Sitz der Bundesgeschäftsstelle, hat für den Deutschen Schützenbund elementare Bedeutung. Es hat nicht nur eine hohe Wertigkeit für unsere besten Schützinnen und Schützen, also für den internationalen Spitzensport, sondern auch für den Breitensport und die vielen Vereine im Deutschen Schützenbund, die ihre Mitglieder zu Jedermann-Lehrgängen, Ausbildungsveranstaltungen  und Seminaren, zur Jugendweiterbildung usw. entsenden. Auch der Deutsche Olympische Sportbund erwartet von einem Bundesleistungszentrum, die in Wiesbaden heute bei weitem nicht gewährleistet sind, optimale Bedingungen. Ohne ein zukunftssicheres Bundesleistungszentrum – darüber sind wir uns einige – besteht die Gefahr, dass wir im internationalen Schieß- und Bogensport den Anschluss an die Leistungen verlieren.

Wir benötigen eine zentrale Trainingsstätte, in der sportlich, entwicklungstechnisch und wissenschaftlich mit unseren Spitzensportlern, unseren Spitzenschützen gearbeitet werden kann. Wir sind abhängig in Zukunftsfragen vom qualitativen Leistungsniveau unserer Mitarbeiter, Übungsleiter und Trainer. In Wiesbaden fehlen jedoch derzeit die Rahmenbedingungen bzgl. der vom Deutschen Olympischen Sportbund vorgeschriebenen Einrichtungsqualität. Moderne Unterkünfte, moderne Schieß- und Bogenstände, Messplätze, ein Psychologie-Labor und eine entsprechende Räumlichkeit für Kraft- und Konditionssport sind nicht vorhanden. Deshalb haben wir uns entschlossen, dieses Bundesleistungszentrum neu zu errichten. Dank auch eurer Unterstützung, das will ich hier nochmal erwähnen, ist es uns gelungen, unsere Eigenmittel zusammen zu bekommen. Immerhin wird der Bau 15 Millionen Euro etwa kosten und 50% haben wir aus eigener Kraft aufgebaut oder aufgebracht.  Und wir hoffen, dass es jetzt zügig voran geht. Es ist so, die Rodungsarbeiten sind erfolgt. Der Abriss hat begonnen am 1. März diesen Jahres. Und wenn alles gut geht, werden wir das Bundesleistungszentrum Ende 2017 dann in Betrieb nehmen können. Wir sollten stolz auf diese Sache sein, weil ich wirklich davon ausgehe, dass es einen qualitativen Sprung geben wird, was die Betreuung unserer Schützinnen und Schützen angeht.

Abschließend möchte ich sie einladen im nächsten Jahr ist der 60. Deutsche Schützentag in Frankfurt am Main. Der hessische Verband hat dort eine ganze Menge vorbereitet und freut sich auf die Delegierten der 20 Landesverbände. Wir werden allen honorigen Stätten in Wiesbaden auflaufen können. In Frankfurt am Main auflaufen können, Entschuldigung, sowohl auf dem Römerberg, wo ja sonst nur die Fußballer auf den Balkon treten können. Da wollen wir dann unsere Königinnen und Könige ehren und empfangen. Wir werden in der Paulskirche sein, einer traditionsreichen Tagesstätte. Auch das, wenn ich den Deutschen Olympischen Sportbund mal anschaue. Der Deutsche Olympische Sportbund ist dort gegründet worden vor einigen Jahren. Also eine tolle Sache. Ich rufe sie auf, hier rege von Gebrauch zu machen und in Frankfurt am Main präsent zu sein. Auch das ist Öffentlichkeitsarbeit für unser Schützenwesen. Ich glaube, das ist wichtig und sie zeigen das heute hier in Vollendung. Ein tolles Bild, auch in dieser Delegiertenhalle.

Abschließend darf ich mich hier auch für die anwesenden Landesverbände Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern reden und die Grüße ausrichten und vor allen Dingen beim Sächsischen Schützenbund für die gute Zusammenarbeit der letzten Jahre bedanken. Und ich hoffe, dass sie als Delegierte heute weise Entscheidungen und Beschlüsse fassen, damit der Sächsische Schützenbund auch weiter so gut gedeiht.

In dem Sinne „Gut Schuss“.