Grußwort von Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes e. V. Jürgen Kohlheim an den 18. Landesschützentag am 05. April 2014 in Burkhardtsdorf

Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes e. V. Jürgen Kohlheim

Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Frank, sehr geehrter Herr Staatssekretär Dr. Wilhelm, sehr geehrter Herr Bürgermeister- Leev jung off Kölle- kann ich ja sagen, meine sehr verehrten Ehrengäste, liebe Schützinnen und Schützen,

ich freue mich sehr, hier bei Ihnen in Sachsen, am Fuße des Erzgebirges sein zu können und ich möchte Ihnen ganz herzlichen die Grüße und Wünsche des Präsidiums des Deutschen Schützenbundes überbringen.

Die hier ausrichtende Schützengesellschaft aus Burkhardtsdorf, Privilegierte Schützengesellschaft, führt die Jahreszahl 1868 in ihrem Namen. Das ist das Jahr, in dem hier die erste Schützengesellschaft gegründet wurde und damit knüpft hier der Verein an die alte Schützentradition in Deutschland an. Auch wenn das Schützenwesen hier immer wieder Unterbrechungen durch Kriege und politische Umstände erfahren hat, so hat es sich immer wieder neu gefunden und ist mit der Zeit gegangen, wie auch gerade diese wunderschöne Schiessanlage des Vereines hier zeigt.

Das Wissen um unsere Wurzeln, um unsere Schützentraditionen- der Staatssekretär hat es schon erwähnt- ist für den Deutschen Schützenbund ein ganz wichtiger Teil seines Selbstverständnisses. Es zeigt, dass das Schützenwesen und der Schießsport ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft waren und auch noch heute sind. Dennoch darf die Rückbesinnung auf die Tradition, die hergebrachten Werte, den Blick in die Zukunft nicht versperren. Denn der Deutsche Schützenbund, mit seinen 15. 000 Vereinen als viertgrößter Sportverband, steht vor großen Herausforderungen für die kommenden Jahre. Drei große Themenbereiche fordern unsere ganze Aufmerksamkeit und unsere Kraft.

Das sind zunächst einmal die sportlichen Herausforderungen, denen wir uns in einem geänderten sportlichen Umfeld stellen müssen. Wir haben Halbzeit nach den 30. Olympischen Spielen in London und wir planen und bereiten natürlich die 31. Spiele 2016 in Rio vor. Wir haben in London wieder schmerzlich erfahren müssen, dass die dort an den Start gegangene Weltelite des Sportschiessens es uns nicht leicht machen würde, die Medaillen zu gewinnen. Das Abschneiden unserer hervorragenden und auch wirklich engagierten Sportschützinnen und Sportschützen war natürlich etwas enttäuschend. Vor allem für die Sportschützen selbst, denn diese müssen sehr viele Entbehrungen auf sich nehmen, um überhaupt den Weg nach Olympia anzutreten. Das muss man sich immer vergegenwärtigen, wenn man sagt, ach es war nur wieder der vierte Platz. Wir haben hieraufhin ein Leistungssportkonzept erstellt, das im Gespräch mit den Athleten, auch dem DOSB die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst hat und das für uns wegweisend für die leistungssportliche Entwicklung der kommenden Jahre sein wird. Einher gegangen ist eine satzungsrechtliche Strukturreform, die wir als Basis gelegt haben, um den sportlichen Bereich effizienter für die nächsten Jahre aufstellen zu können und dann auch sportliche Erfolge erringen zu können. Wir erleben derzeit einen Generationswechsel von den großen bekannte erfahren Schützinnen und Schützen hin zu den jüngeren, die bereits ihre ersten Erfolge und ihre ersten Bewährungsproben in den Meisterschaften und in den Weltcups, wie jetzt gerade auch wieder in Fort Benning in den USA, bestanden haben. Der Weg an die Spitze, das müssen wir uns vor Augen halten, ist nicht einfach. Auch andere Nationen sind inzwischen gut geworden und vor allen Dingen haben diese oft ein schießsportfreundlicheres Umfeld vor allem aber auch ein leistungssportfreundlicheres Umfeld, als wir bei uns hier zuhause mancherorts vorfinden. Wir werden, da können sie sicher sein, alles in unseren Kräften stehende tun, damit der Schießsport wieder an die Spitze kommt und deswegen sehen wir hoffnungsvoll nach 2016 in Rio.

Die zweite große Herausforderung ist unsere Altersstruktur. Auch in den Sportvereinen werden unsere Mitglieder älter. Ich wäre fast geneigt zu sagen, wie man ja hier sieht. Aber es sind auch sehr viele jugendliche Gesichter hier zu sehen. Das Älterwerden ist, an sich gesehen, kein Nachteil. Aber wir haben im Jugendbereich die Probleme immer des Nachwuchses. Vielerorts fehlt es an neuen engagierten Jugendlichen, die bereits sind, diese Ochsentour durch die Sportvereine, Sportverbände anzutreten, um letztendlich einem Olympische Medaillen vielleicht zu erringen. Es ist wenig tröstlich für uns, dass nicht nur der DOSB, sondern auch alle anderen Sportverbände davon betroffen sind. Wir könnten dies unter dem Gesichtspunkt des demografischen Wandels abhaken. Aber das wäre zu einfach, das tun wir nicht. Wir haben die Aktion „Ziel im Visier“ geschaffen. Sie sehen es hier, das Plakat ist aufgestellt. Wir werden diese Aktion bereits in diesem Jahr das dritte Mal durchzuführen. Und dabei ist unser Ziel nicht nur, den Mitgliederrückgang zu stoppen, sondern wir wollen auch aktiv an Kinder und Jugendliche heran treten, um diese für den Schießsport zu begeistern und zu gewinnen. Schützen müssen sich in unseren Vereinen wohlfühlen. Sie müssen zum Mitmachen motiviert werden. Wir haben natürlich das Problem mit dem Einstieg wegen der Altersgrenze. Daher muss man also auch an entsprechende Alternativen denken, wie beispielsweise der Bogensport, der ja sehr erfolgreich ist, oder aber auch an das Lichtgewehr denken, wo wir Angebote für die Vereine machen.

Nachdem unsere letzten beiden Aktionswochenenden in dem Bereich der Kugeldisziplinen im Vordergrund gestanden haben, setzen wir in diesem Jahr den Schwerpunkt auf den Bogensport. Wir wollen damit in der Öffentlichkeit auf unseren Sport aufmerksam machen. Wir wollen zeigen, dass in unseren Vereinen sehr interessante und sportliche Vielfalt geboten wird. Und deswegen bitte ich eigentlich alle, sich aktiv an diesen Aktionen zu beteiligen, um in der Öffentlichkeit auch aktiv für den Schießsport zu werben und das Interesse am Schießsport zu wecken.

Meine Damen und Herren, wir wissen alle, Talentförderung in der Breite ist die entscheidende Voraussetzung für einen erfolgreichen Spitzensport. Es ist wichtig, dass wir in den Vereinen eine gute Jugendarbeit machen und das wir dann hoffen können, einmal zu internationalen Erfolgen zu kommen, um also auch wieder mit den Medaillen im internationalen Umfeld mithalten zu können. Wenn es uns nicht gelingt, Kinder und Jugendliche für unseren Sport zu begeistern und Hemmnisse in der Öffentlichkeit zu überwinden, dann brauchen wir uns keine Hoffnungen zu machen auf Top-Ergebnisse und Titel bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Daher ist es eine ganz wichtige Aufgabe für uns, im gesellschaftlichen Engagement auf Kinder und Jugendlich zuzugehen und ihnen den Schießsport als eine wesentliche Alternative im sportlichen Bereich auch anzubieten.

Das dritte uns immer wieder beschäftigende Thema, ist das Waffenrecht und insbesondere die öffentliche, oder besser gesagt, die veröffentlichte Meinung, in der der Schießsport nicht gut wegkommt. Hier kommen oftmals ebenso dümmlich wie unwissend die vielfältigen Vorurteile gegenüber Sportschützen und Waffen im Allgemeinen zum Ausdruck. Der Schießsport und damit auch der DSB steht nach wie vor im Fokus der Medien und derjenigen, die es immer besser wissen, wie man eine heile Welt schaffen kann, nämlich mit einem Totalverbot aller legaler Schusswaffen und einem Verzicht für den Schießsport für zwei Millionen Sportschützen. Leider werden die Sportschützen immer noch nach jedem Vorfall, selbst wenn es mit einer illegalen Waffe war, an den Pranger gestellt und von mancher Seite in Sippenhaft genommen für das Fehlverhalten Einzelner.

Wir als Deutscher Schützenbund wehren uns im Interesse unserer 1,4 Millionen Mitglieder, vor allem aber auch im Interesse unseres schönen Schießsportes gegen derartige Voreingenommenheit und gegen derartige Diffamierungen. Ich sage es mit aller Deutlichkeit, Sportwaffen sind keine Mordwaffen und Sportschützen sind keine Mordschützen. Das zeigen seit vielen Jahren die Olympischen Spiele und die Schießsportveranstaltungen in Europa und in aller Welt. Und wir wissen das und wir können mit unseren guten Argumenten auch für den friedvollen Schießsport dies immer wieder deutlich machen. Wie ich höre, gibt es neben diesen allgemeinen Problemen hier in Sachsen eigentlich keine großen Klagen, Herr Staatssekretär. Das freut mich natürlich und ich darf der Hoffnung Ausdruck geben, dass weiterhin hier in Sachsen, wobei ich unter ihrer Führung des Innenministeriums dann keine Bedenken habe, die waffenrechtlichen Regelungen mit Augenmaß angewandt werden, wenngleich es auch den einen oder anderen drückt, das eben doch auch Gebühren gefordert werden für manche Kontrollen, für manche Überprüfungen, mit denen wir nicht so sehr glücklich sind. Aber wir nehmen dies hin, wenn wir weiterhin unseren Schießsport ausführen können und dafür darf ich auch ihrem Hause Dank sagen, Herr Staatssekretär, dass dies in Sachsen offensichtlich mit Augenmaß gehandhabt wird. Das ist nicht überall so. Vielleicht ist ja da der Einfluss Bayerns- beides sind ja Freistaaten, die eine langlangjährige Tradition haben- ganz gut. Der Freistaat zeigt auch, in welche Richtung unsere Gesellschaft gehen soll. In Richtung Freiheit, Laissezfair- Laissez aller (Anm. französisch = lassen Sie machen, lassen Sie laufen), das ist ein gutes Beispiel und da fühlen wir uns hier eigentlich in Sachsen ganz gut aufgehoben.

Ich möchte noch ein Wort kurz zur Aufbewahrung sagen. Wir haben natürlich immer als Bürger, die sich an die rechtlichen Regelungen halten, kein Problem damit, wenn also auch Kontrollen der Behörden kommen, um die Waffenaufbewahrung zu kontrollieren. Dennoch müssen wir die Erfahrung machen, dass es bundesweit immer wieder gerichtliche Entscheidungen gibt, die sich mit teilweise haarstäubenden Vorfällen befassen müssen und die dann allerdings kein Pardon kennen, wenn es um die Frage des Entzuges von Waffenbesitzkarten, wenn es um die Frage von Verstößen gegen die Aufbewahrung geht. Ich kann eigentlich nur an alle appellieren, die Vorschriften zur Waffenaufbewahrung pingelig genau, wie wir Rheinländer sagen, also ganz genau zu beachten. Wer seine Waffen ordnungsgemäß aufbewahrt, braucht keine Kontrolle zu befürchten. Ich möchte daher den dringenden Appell an alle hier im Saal und an alle in den Vereinen richten. Haltet Euch im eigenen, vor allen Dingen aber auch in unser aller Interesse, strikt an die Aufbewahrungsregeln des Gesetzes.

Liebe Schützinnen und Schützen, auch wenn Frau Windisch gerade gesagt hat, den Spruch mit den Grußworten hab ich mir sehr zu Herzen genommen, aber ich muss noch einen Punkt loswerden. Ihr erwartet alle zu Recht, das der Deutsche Schützenbund mit seinem Team für sportliche Erfolge sorgt und auch hierzu ein modernes Bundesleistungszentrum unterhält, dass er die Tradition pflegt und das er euch sportlich auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene gut und wirkungsvoll vertritt. Das sehen wir auch als unsere wichtigste Aufgabe an. Aber das kostet alles Geld und das wird uns noch mehr Geld kosten, wenn die Finanzierungsmittel des Bundes weiter eingeschränkt werden, mit der Folge, dass wir dann vieles auch aus eigener Tasche bezahlen müssen, wenn wir nicht zu einer Einschränkung unseres sportlichen Angebotes kommen wollen. Das Präsidium hat daher beschlossen, auf dem Schützentag im nächsten Jahr eine Beitragserhöhung von einem Euro vorzuschlagen und zwar ab dem Jahre 2016. Ein Euro im Jahr. Dafür kriege ich noch nicht mal ein halbes Glas Kölsch. Und der Bürgermeister weiß, wie wenig das ist. Es ist wirklich nur soviel. Wir haben hierzu ein detailliertes Papier erarbeitet, in dem wir schlüssig nachweisen, welcher Finanzierungsbedarf unter Berücksichtigung aller Einsparmöglichkeiten für die kommenden Jahre bestehen wird. Aber ich denke, wir müssen in diesen sauren Apfel beißen, wenn wir auf lange Sicht konkurrenzfähig bleiben wollen.

Meine Damen und Herren, wir Sportschützen haben eigentlich allen Grund stolz auf das Erreichte zu sein und in die Zukunft nach vorne zu blicken. Lassen sie uns alle gemeinsam selbstbewusst in die Zukunft gehen und mit unseren sportlichen Erfolgen sowie unserer Aktion „Ziel im Visier“ für den Bestand des Schützenwesens in Deutschland mit seinem gesamtgesellschaftlichen Engagement für unser Gemeinwohl zu werben und ein Vorbild für diese Gesellschaft zu sein. Ich hoffe, dass wir hier alle gemeinsam dieses Ziel erreichen werden, um das Schützenwesen in der Bundesrepublik weiter voran zu bringen. Ich danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit und wünsche der Versammlung heute Nachmittag viel Erfolg und weise Beschlüsse und eine erste Sparmaßnahme können sie schon daran ersehen, dass ich jetzt eigentlich dem Präsidenten unseren schönen Zinnteller wie in den letzten Jahren üblich zu überreichen hätte. Den haben wir bereits gestrichen.