Grußwort von Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium des Innern Dr. Michael Wilhelm an den 18. Landesschützentag am 05. April 2014 in Burkhardtsdorf

Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium des Innern Dr. Michael Wilhelm

Sehr geehrter Herr Präsident Kupfer, sehr geehrter Herr Vizepräsident Kohlheim, sehr geehrter Herr Bürgermeister,

ich bin sehr froh, dass ich heute bei Ihnen bin, liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder. Ganz besonders will ich natürlich Herrn Landrat Vogel nochmal gratulieren zum Geburtstag und Herrn Kroll. Das ist eine Überraschung und ich grüße ganz herzlich.

Ich freue mich aus zwei Gründen besonders, heute bei Ihnen seien zu dürfen. Zum einen bin ich selber Schütze in einer Schützengesellschaft, einer Privilegierten Schützengesellschaft, und ich freue mich auch, dass ich heute die Staatsregierung, die sächsische Staatsregierung vertreten darf. Und von denen darf ich Ihnen auch herzliche Grüße übermitteln.

Schützentage sind für mich von klein auf mit schönen Erinnerungen verknüpft. Allein schon, wenn man die schönen Trachten sieht, die Fahnen, die Banner, dann freut man sich jedes Mal, wenn man hier teilnehmen darf. Die Stimmung ist gut, der Zusammenhalt ist einzigartig bei Ihnen und deshalb freue ich mich ganz besonders, dass ich heute eine Einladung bekommen habe zu ihrem Schützentag. Leider bekommen wir als Schützen, als Sportschützen, im Alltag nicht die Anerkennung, die uns gebührt. Oft werden nur die Schusswaffen gesehen, nicht die ernsthaften Sportler, deren Sportgeräte eben Waffen sind, wie z.B. auch im Fechten oder im Speerwerfen und ich meine, dabei wird immer übersehen, der geschichtliche Hintergrund der hinter unseren Schützenvereinen steht.

Wir stehen mit dem Schießsport in einer langen Tradition der Freiheit, die einen Anfang genommen hat, als sich die Bürger mit ihren Schützengilden gegenüber dem Adel selbständig gemacht haben. Schützen waren hochangesehen. Eine Mitgliedschaft in einer Schützengesellschaft erhöhte erheb­lich das Prestige. Im 18. und 19. Jahrhundert hatten die Schützengesellschaften die ehrenvolle Aufgabe, die Bürger zum Zweck der Vaterlandsverteidigung wehrhaft zu machen. Die neuen Bürger, das wissen auch die wenigsten, einer Gemeinde, waren verpflichtet, einer Schützengesell­schaft beizutreten und sich drei Jahre lang im Scharfschießen zu üben. Die Schützen hatten einen öffentlichen Auftrag. Die Gesellschaften haben vorwiegend öffentliche Zwecke erfüllt und man könnte sogar sagen, das waren Körperschaften des öffentlichen Rechts. Deshalb heißt es ja auch in den meisten Fällen Schützengesellschaft. Das wird alles immer übersehen. Das galt alles solange, bis die allgemeine Wehrpflicht dann eingeführt wurde. Von da an hatten die Schützengesellschaften den Auftrag, die Förderung des Schützenwesens die Wehrkraft des Volkes zu erhöhen.

Es gab aber auch schwere Zeiten, wie wir alle wissen. Schützenvereine waren eine Zeitlang verboten. Im westlichen Teil von Deutschland bis in die 50er Jahre. Hier bei uns war es bis 1990. Genau gesagt, am 8. April 1990, gründete sich der Sächsische Schützenbund und das genau vor 24 Jahren. In der Zeit, wo Schützenvereine verboten waren, wurden jahrhundertealte Traditionen abgeschnitten. Viel Wissen ging in der Öffentlichkeit verloren. Aber sie haben es geschafft. Am 18. April 1990 wurde der Sächsische Schützenverband, der Schützenbund, gegründet. Und damals waren es 11 Vereine mit 400 Mitgliedern und dann folgte eine enorme Aufbauleistung. Heute sind es 13.500 Mitglieder in 363 Vereinen. Und das meine ich, ist ihnen nicht so einfach zugefallen. Sie haben in diesen Zuwachs an Mitgliedern und Akzeptanz nur dadurch erreichen können, dass sie sich erheblich auch in den Kommunen engagieren und das geht wie über das Sportliche hinaus. Soziales, Karitatives sind feste Bestandteile des Lebens unserer Vereine. Ich denke z.B. auch an das Spendenschießen für einen guten Zweck. Und das Miteinander der Generationen steht bei ihnen ganz oben. Gerade wenn ich mir hier den ausrichtenden Verein anschaue, die Privilegierte Schützengesellschaft Burkhardtsdorf, da sind alle Altersgruppen vertreten. Und das finde ich hervorragend in Zeiten unserer Demografieprobleme.

Ich freue mich immer sehr, wenn ich bei Schützengesellschaften, Schützenvereinen eingeladen bin. Ich war zuletzt in Kamenz, Präsident Raack ist glaube ich heute nicht da, aber dort durfte ich einen Förderbescheid für eine 50 Meter-Schießanlage übergeben und durfte sie dann auch einweihen. Das war eine tolle Sache. Eine tolle Idee finde ich auch, und der Banner steht ja links, ihr Wochenende der Schützenvereine, welches ja zum dritten Mal bundesweit veranstaltet wird, am 04. und 05.10. Dieses Wochenende bietet eine hervorragende Möglichkeit, der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Denn ich meine, viele Menschen kennen gar nicht, die sportliche Breite, die wir in unserem Schützenverein anbieten können. Über 100 Disziplinen im Schießsport können dort angeboten werden. Ich meine, es lohnt sich wirklich, da näher hinzuschauen und wenn der Nachwuchs sich eine Sportart aussuchen soll, sollte er auch mal bei uns vorbei schauen. Nicht nur Fußball ist wichtig, ich bin auch Fußballfan, aber hier meine ich, im Schießsport haben wir Spaß, das ist richtig. Aber hier wird Gemeinschaft gepflegt, hier wir Disziplin und Konzentration vermittelt. Und für viele von uns ist das Training mit das Highlight der Woche.

Aber ich hab mal in der Chronik meines heimatlichen Vereins nachgeschaut. Das war nicht immer so. Denn in früheren Zeiten, allerdings spreche ich hier vom 16./17. Jahrhundert, war es so, dass Preise ausgelobt werden mussten. Geld oder Kleider, damit die Schützen zum Sonntag zum täglichen Training motiviert wurden. Die Zeiten sind vorbei – gottseidank – aber eins wird auch noch übersehen. Der Leistungssport, die leistungssportliche Orientierung spielt bei uns doch eine erhebliche Rolle. Wir haben zwar jetzt nicht bei der letzten Olympiade, aber bei den vergangenen Olympiaden, einen wesentlichen Beitrag geleistet zum Medaillenspiegel. Ich möchte hier nennen, einen Christian Reitz, der in Peking eine Bronzemedaille gewonnen hat. Wir haben auch bei der Polizei bei der Sportkompanie der Polizei, bin ich auch zuständig, auch einen Sportschützen, der sich für die Olympiade vorbereitet. Und das wird auch bei den Diensteinteilungen erheblich berücksichtigt. Auch bei den deutschen Meisterschaften, wenn ich richtig informiert bin, haben sie 2013 sechzehn Medaillen gewonnen, 2012 waren es 20 Medaillen, so dass auch hier ein erheblicher Erfolg zu verzeichnen ist.

Liebe Schützenschwestern und -brüder, liebe Gäste, all dies ist natürlich nur möglich, weil wir hier erhebliche Ehrenamtstätigkeit verzeichnen können. Der Breiten- und Leistungssport im Schützenwesen wird, wie bei allen Sportvereinen, vom Ehrenamt getragen. Ob als Trainer, Übungsleiter, Vorstandsmitglied, als Organisator, Platzwart oder auch in übergreifenden Gremien- ohne das Ehrenamt wären das Schützenwesen und der Sport überhaupt nicht möglich. Und ich bin immer wieder beeindruckt, wie viele Menschen unentgeltlich ihre Freizeit damit verbringen, anderen ihre Freizeit zu ermöglichen, eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu ermöglichen. Man kann sagen, dies ist weit verbreitet bei uns in Sachsen. Wir haben bei uns in Sachsen über 4.500 Sportvereine. Wir haben über 600.000 Mitglieder. Und das ganze meine ich, die Entwicklung, ist ohne die Ehrenämter nicht möglich. Ich weiß, dass die Ehrenamtlichen das gern machen, aber ich muss immer wieder sagen, bei den Sportveranstaltungen oder auch bei solchen Einladungen, wie ich sie heute bekommen habe- das Ganze wird unentgeltlich gemacht. Das Ganze wird in der Freizeit gemacht und sie verzichten dabei teilweise auf Familienleben, so dass ich mich an dieser Stelle auch mal bei den Familien bedanke, die sie freistellen und uns die Möglichkeit geben, dass sie hier arbeiten in den Vereinen. Und ich freu mich sehr, dass ich ihnen auch den Dank der Stadtsäckel übermitteln darf für dieses Engagement.

Das Ganze ist natürlich auch nicht ohne Anerkennung möglich, und ich meine, wir haben im letzten Doppelhaushalt Erhebliches, und da ist ihr Präsident als Abgeordneter wesentlich beteiligt, geleistet. Wir haben im Haushalt 6,1 Millionen Euro für Übungsleiter eingestellt. Wir haben für Sportstättenbau 27 Millionen und der Landessportbund hat 18 Millionen aus dem Haushalt bekommen. Inklusive der Übungspauschale. Ich meine, damit werden der Breitensport und der Spitzensport erheblich gefördert und bekommen auch die notwendige Anerkennung, die sie brauchen, wie wir alle brauchen, weil wir ja alle Sport treiben.

Der Landesschützentag ehrt traditionell, wenn der Ablauf hier stimmt, den Schützenkönig bzw. die Schützenkönigin. Der Titel war in früheren Zeiten mit Privilegien verbunden, und zwar mit erheblichen Privilegien verbunden. Zum einen hat der Schützenkönig oder Schützenkönigin die Erlaubnis bekommen- das ist heute anders- auf Recht auf Heirat, was nicht schlecht war. Was noch besser war vielleicht, das kann ich jetzt nicht bewerten, aber er konnte eine Steuerbefreiung für ein Jahr bekommen. Was noch besser war, er hat eine Steuerbefreiung auf das Bierbrauen erhalten, was ja auch nicht so verkehrt ist. Ich bin deshalb sehr gespannt, Herr Präsident, welche Privilegien der heute Schützenkönig nach Hause mitnehmen darf.

Was sie alle mitnehmen können nach Hause ist folgendes- sie haben einen Präsidenten, der für sie eintritt in seinem Ministerium und in der Staatsregierung. Er hat natürlich erheblich mehr Einfluss als ich, aber sie haben auch einen Innenstaatssekretär, der für Sport zuständig ist, der ein Schützenbruder von ihnen ist, so dass ich meine, mit der Erkenntnis, wenn sie heute nach Hause gehen, wissen sie, sie sind gut aufgehoben in der Staatsregierung. Und deshalb nochmal Dank an sie, dass sie mich eingeladen haben. Ich bin sehr froh, wenn ich immer bei ihnen bin. Ich wünsche der ganzen Veranstaltung, dem Landesschützentag, dem 18. Landesschützentag einen guten Verlauf und hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Vielleicht in dem einen oder anderen Verein und hoffe auch, das dann die Wahlen entsprechend gut ausgehen.

Vielen Dank!