Muskau Schützengilde 1511 e. V. - Der Gastgeber stellt sich vor



Muskauer Schützengilde 1511 e.V.
(gegründet 1511, verboten 1945, wiedergegründet 1992 )

Die Entstehung :
Wann die Gilde gegründet worden ist, lässt sich nicht genau feststellen. Die Urkunden aus älterer Zeit fehlen fast ganz. Auch sie, wie viele andere, hat der große Stadtbrand am 2. April 1766 fast völlig vernichtet. Doch das ist sicher, dass die Anfänge der Gilde und die Konsolidierung des Muskauer Gemeinwesens nahe beieinander liegen. Am Michaelistage 1452 gab Wenzel von Biberstein der Ansiedlung, die sich bei seinem Schlosse befand und die 1429 schon als Städtchen bezeichnet wird, Stadtrechte. Es ist daher ebenso sicher, daß es 1510, wie in einem Bericht gemeldet wird, in unser Stadt eine der heutigen Gilde ähnliche Einrichtung gegeben hat, wie dies auch in anderen Städten Deutschlands, Frankreichs, Hollands usw. damals der Fall war.
Die mittelalterliche Stadt hob sich, von den zu einer Grundherrschaft gehörenden ländlichen Bezirken, in rechtlicher, wirtschaftlicher, sozialer und topographischer Hinsicht ab.
Im Muskauer Raum waren es auch noch die räumlichen, ethnischen Besonderheiten der jahrhundertwährenden Entwicklung einer vorgermanischen, slawischen und deutschen Besiedlungsgeschichte.
Die Stadtprivilegien / Stadtverfassung garantierte die weitgehende Selbständigkeit der Stadtbewohner, Handwerker, Zünfte, Dorfbewohnern in den 42 Gemeinden, 7 Vorwerken und auch der Schützengilde.
Die Stadtmauern schützten alle Bürger gleichsam wie eine feste Burg. Die Bezeichnung „Burg“ und „Stadt“ wurden daher auch langer Zeit gleich-bedeutend verwendet. Der „nasse“ Graben um das Schloss, die natürlichen Hügel des „heutigen Berg- und Oberparks“, die Neiße waren der Schutzwall“ in Muskau
Jedoch der Hauptschutz lag in den Händen einer waffenkundigen Bürgerschaft, der Bürgerwehr und späteren Schützengilde.
Noch heute kann man in den Archiven der Stadt Görlitz im ältesten Schützenbuch lesen :
„Civitatem melius tutatur amor civium quam alta propugnacula“ ( Bürgerliebe schützt die Stadt besser als hohe Schutzwehren ). So haben die einstigen Bürger der Stadt Muskau, bewaffnet mit Schwert und Lanze, mit Bogen, Armbrust, mit großem und kleinen Büchsengewehr, mit Pech und siedendem Wasser gegen die Ungarn und Polen, Hussiten und anderen Feinden ihre Stadt wehrhaft verteidigt

Die Standesherren von Schönaich, Burggraf von Dohna, Grafen von Callenberg, Graf von Pückler, Prinz Friedrich der Niederlande und Grafen von Arnim erscheinen in den Analen als Protektoren der Muskauer Schützengilde
Das Schützenwesen stand in der Gunst der Standesherren. Der Kaiser Rudolf II. bestimmte 1578, dass der Armbrustschützenkönig steuerfrei sein solle, desgleichen 1590, daß die Armbrust- und Büchsenkönige, falls sie Steuern nicht zu geben haben, eine Summe aus der „landesherrlichen Kasse bekämen.“
Als Muskau im Görlitzer Raum kursächsisch geworden war, setzte der Kurfürst Johann I. 1665 fest, dass der Schützenkönig, falls er das Recht habe Bier zu brauen, über die ihm gesetzlich zustehende „Bräue“ ein absonderliches Königsbier ohne Entrichtung der sonst gewöhnlichen Steuern brauen dürfte ; es sei aber kein Brauhofbesitzer, so sollte einem „Biereigner, so Schützenrecht mithält“, das Königsbier nach dem Lose gestattet sein und dieser den Königen eine gewisse Summe Geldes ( 25 – 50 Thaler ) erlegen
Aus den alten Privilegien des Brauen von Weißbier und Branntwein in Muskau wird ersichtlich, dass von 300 ? Bürgern ( Häuslern ) 92 ein Brauchrecht hatten.
Seit uralten Zeiten geschah das Hauptschießen in der Oberlausitz / Niederschlesien zu Pfingsten. Da traten die alten Schützen-Könige oder Kaiser ab, später auch die Marschälle und neue erschossen sich mit den besten Schüssen diese Würde. Besonders das Kleinod, die Königskette, mit den wertvollen Schenkungen der Standesherren war das äußere Zeichen der Könige und Marschälle. Diese Tradition ist unseren Tagen erhalten geblieben
Besonders die Paraden der waffenfähigen Mannschaften mit kleidsamen Uniformen und der Schützenfahne voran, brachte dem schaulustigen Stadtpublikum von Muskau und Umgebung viel Freude und „bürgerliche Kurzweil.“ Der Glanz und der Aufwand, der bei solchen Paradeumzügen entwickelt wurde, war zu den damaligen Zeiten publikumswirksam, von jung und alt geschätzt.

Nach dem Mittelalter :
Curt Reinicke hat der Schützengilde 1657 eine Ordnung gegeben, aus der hervorgeht, dass jene vom Kurfürsten bewilligten 40 Gulden durch einen jährlichen Zusatz aus den standesherrlichen Renten bis zu 30 Talern erhöht worden waren.
Die Zeit Curt Reinicke II. brachte Muskau mancherlei Heimsuchungen. Feuersbrünste, Mißwachs und Dürre. Die Schützengilde schmolz bei der allgemeinen Notlage der Bürgerschaft zusammen, immer kleiner wurde sie, schließlich ging sie ganz ein, so um 1735 - 1740
Die Bürger wollten ihre Schützenfeste wieder haben. Im Jahre 1777 finden wir die ersten Schriftstücke, die an den damaligen Standesherren, Georg Alexander Heinrich Hermann, Grafen Callenberg, die Bitte enthielten, er möchte der Gilde wieder zu ihrem alten Rechte verhelfen.
Das Schützenfest nach etwa 40 jähriger Pause wurde am Johannistag 1776 mit Genehmigung des Grafen Hermann Callenberg, der in der Folge ein warmes Herz für die Gilde zeigte, abgehalten.
Welch Duplizität der Ereignisse im Leben der Gilde. Wiederum durch Krieg  (1939 - 1945) und danach durch Verbot der russischen Besatzungsmacht und der späteren Machthaber war die Existenz der Gilde in unserer Stadt unterbrochen. In den Köpfen und Gesprächen der älteren Bürger lebte sie und die schönen Schützenfeste immer noch. 1992 konnten wir wieder an die alten Traditionen in unserer Heimatstadt anknüpfen. Die Gilde war nicht untergegangen, sie lebte in den Herzen weiter und ist „Auferstanden aus Ruinen“.
Fürst Pückler, dessen Mutter Clementine von Callenberg der Gilde eine wertvolle Fahne stiftete, erteilte als Standesherr und Protektor der Gilde 1830 das Privilegium. In dieser Zeit wuchs die Gilde auf 150 Mitglieder, bekam ein eigenes Schützenhaus.

Die neue Zeit – seit 1846 :
Eine besonders große und nachhaltige Freude bereite Prinz Friedrich im Jahre 1860 der Gilde; er stiftete ihr drei Kanonen. Natürlich zog diese Bereicherung der Gilde auch die Gründung einer neuen Abteilung, der Artillerie, nach sich.
Am 1.Mai 1883 erwarb Traugott Hermann Graf von Arnim die Standesherrschaft Muskau von den Erben des Prinzen Friedrich der Niederlande und wurde Protektor der Gilde. Am 15.Mai 1892 bestätigte er die Statuten. Im selben Jahr stiftete seine 2. Gemahlin, Frau Gräfin Caroline Arnim geb. Gräfin Bismarck-Bohlen, eine neue Fahne.
In den nachfolgenden Jahren hat die Schützengilde – vor allem dank der Fürsorge ihres Protektors und des Eifers ihres Schützenältesten und einiger älterer Schützenbrüder – einen erfreulichen Aufschwung genommen. Die Schützenfeste mit ihren Aufzügen, sind zu Volksfesten im besten Sinne des Wortes geworden. Nicht nur die Bürgerschaft Muskau’s, nein die ganze Bevölkerung der Umgebung nahm daran regen Anteil.
Zum Jubelfest 1911 – 400 Jahrfeier – verlieh Sr. Majestät der König von Preußen der Gilde den silbernen Preußenadler, der von dem jeweiligen Ältesten am schwarz-weißen Bande getragen werden solle. Die Widmung auf dem äußeren Ringe lautet: „Wilhelm II, König von Preußen. Der Schützengilde zu Muskau zur Feier ihres 400 jährigen Bestehens 1911“. Eine hohe Auszeichnung.

Der NSDAP war nach 1933 die Selbständigkeit der Schützen ein Dorn im Auge. Alle Schützenverbände und Gilden wurden in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert, mit einheitlichen monotonen Anzügen. Die Privilegien der Muskauer Gilde sicherten die Selbständigkeit und Beibehaltung der Uniformen und Ausrüstung. Ein Novum !
Mit der Wahl des letzten Gildemeisters der Altzeit, Max Simon (1935), nahm die Gilde einen bemerkenswerten Aufschwung. Die Mitgliederzahl stieg auf 180 Mann! Der neue Gildemeister befolgte das Ziel, alte Traditionen beizubehalten. Auch der Protektor der Gilde, Graf Hermann von Arnim, zeigte an der Wiederbelebung der Gilde großes Interesse und unterstützte diese durch Spenden.
Durch den fürchterlichen 2. Weltkrieg ging das Eigentum der Gilde diesseits und jenseits der Lausitzer Neiße fast sämtlichst verloren und so endete 1945 durch Verbot der kommunistischen Machthaber mittels SMAD- Befehl Nr. 126, die Beschlagnahme von Partei- und Verbandseigentum gem. Befehl Nr. 124 des Obersten Chefs der SMA in Deutschland und Beschlagnahme des Resteigentums 1948 durch deutsche Dienststellen zunächst die Geschichte der „Privilegierten Schützengilde Muskau O/L gegr. 1511“.

Traditions-Schützengilde Muskau 1511 :
Um das Gründungsjahr 1511 zu erhalten, um Tradition und Erinnerung zu beleben, bildeten sich unter dem bis 1945 wirkenden Gildemeister Max Simon mit etwa 12 Muskauer Schützen die „Traditions-Schützengilde 1511“ im freien Teil Deutschlands (alte Bundesländer) Mitte der 50er bis Mitte der 70er Jahre.
Max Simon äußerte sich in dem Schreiben vom 08.11.1966 an den letzten Protektor der Gilde,  Hermann Graf von Arnim- Muskau wie folgt:
„Für Muskau ist die Gilde verboten, für Westdeutschland lebt sie noch; obwohl diese 12 Mann (Traditions-Schützengilde 1511) nicht in Erscheinung treten, möchte ich einen Zusammenhalt derselben in meinem Sinne versichern...“
„Für die Zone ist wohl die Gilde verboten, doch eine Auflösung derselben kann nur vom Ältestenrat bzw. Gildemeister erfolgen....“
Die „alten Schützen“ der Muskauer Gilde sind verstorben; die „Muskauer Schützengilde 1511“ und die „Traditions-Schützengilde Muskau 1511“ wurden jedoch nicht aufgelöst!
Die Neugründung der Gilde am 01.03.1992 – Festakt am 30.05.1992 ist deshalb ein Wiederaufleben der alten Gilde nach den politischen Wirren in Deutschland, in der Folgezeit nach dem 2. Weltkrieg

Wiedergründung/Neugründung
Mit dem Ende des Krieges im Jahre 1945 musste die Schützenzunft auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht ihre Tätigkeit einstellen. Jegliches freie Schützenleben ruhte bis 1989. Die Öffnung der innerdeutschen Grenze, der Fall der „Mauer“, das Vereinsgesetz vom 20. Februar 1990 und die Wiedervereinigung Deutschlands machten Wege frei für ein freiheitliches Leben der Vereine, für ein Wiederaufleben alter Traditionen, für Kontakte der unterdrückten Verbindungen zwischen Vereinen von Ost und West. Das Vermögen der Gilde stand nicht mehr zur Verfügung, denn es war unter Hoheit der Besatzungsmacht 1945–1949 enteignet worden
Eine Ursache der Gründung bestand auch darin, dass kostbares Eigentum der Gilde
- die Schützenkette mit 58 silbernen Münzstücken
- das Halsband, goldgewirkt mit 3 größeren und 3 kleineren Goldstücken
- Privilegien, Statuten und der „Preußische Adler“
von Schützenbrüdern über die Jahre des Verbots hinüber gerettet und am 3.01.1991 von Pharmazierat Werner Manno - seit 1995 Ehrenmitglied der Gilde – der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wurde
Zur Fortführung der alten Muskauer Tradition von 1860 stifteten Schützen und Gönner der Gilde im Jahre 1996 eine Vorderlader– Böllerkanone (Einweihung am 15.06.1996) anlässlich des 4. Schützenfestes der Neuzeit
Traditionsgemäß sind die jährlichen Schützenfeste mit dem Adler– Königsschießen Höhepunkte im Vereinsleben der Gilde unter Anteilnahme befreundeter Schützenvereine und die erfolgreichen Teilnahmen der Sportschützen an den Schützenkreis- und Landesmeisterschaften.
Die alte Gilde war Mitglied des Deutschen Schützenbundes. Einen weiteren Schritt in der Pflege der Tradition vollzog die wiedererstandene neue Gilde mit dem Eintritt als Mitglied in den Sächsischen Schützenbund e. V. (Mitglied des Deutschen Schützenbundes e. V) und  in den Schützenkreis 14 „Schlesischer Schützenbund Bad Muskau e. V.“ am 15.11.1996.
Das Vereinsleben in Bad Muskau hat durch die Schützengilde wichtige neue Impulse erhalten. Das ehrenamtliche Engagement der Schützen ist beispielgebend. Die Muskauer Schützengilde bekennt sich zu ihrer Tradition. Mit der vorliegenden Chronik zeigt sie ihre Wurzeln auf und lässt die wichtigsten Ereignisse des Gildelebens wieder aufleben. Dies ist zugleich ein wichtiger Beitrag zur geschichtlichen Darstellung des Schützenwesens in der Region.
Die Gilde ist nicht nur gilde- und stadtintern aktiv. So nehmen wir aktiv Anteil an der Gestaltung des Schützenwesens im Schützenkreis und im Landesverband, indem Mitglieder unserer Gilde als 1 Kreisschützenmeister und als 2. Kreisschützenmeister im Schützenkreis 14 und weiter als 2.Vizepräsident des SSB wirksam sind.

490 Jahrfeier 2001
Ein Fest, wie zu alten Zeiten ! Über 500 Teilnehmer an Parade und Fest-
Umzug ! Es war der Hit der Neuzeit ! 23 Vereine und 4 Kapellen marschierten zur Parade auf ! Die 1511er Gilde feierte ihr größtes Schützenfest der Neuzeit!
Eine große Schar illustriere Gäste konnte Gildemeister Wolfgang Spiegel begrüßen u.a. die Ehrenmitglieder der Gilde, den Regierungspräsidenten a.D. Dr. Weidelener und den Staatssekretär a.D. und Vorsitzenden der Fürst Pückler-Stiftung Dr. Carl, den Landesbrauchtumsleiter des Sächsischen Schützenbundes Schützenbruder Hill, den Landrat Herrn Schulze und die Bürgermeisterin Frau Knoop, den in Vertretung seines Vaters, Ehrenmitglied Thomas Graf von Arnim, erschienenen Clement Graf von Arnim, die Präsidenten und Schützenkönige befreundeter Schützenkönige und das Balver Schützenkönigspaar

"Packen wir es an !“ hieß es bei der Wiedergründung und nun ?
„Auf ins neue Jahrzehnt zum 500. Geburtstag der Gilde !“
aber: im nächsten Jahr 2002 sind es „10 Jahre der Neuzeit !“

In einer mit farbigen und schwarzweißen Fotografien bebilderten 76-seitigen Broschüre gibt die Gilde einen Einblick in das 490-jährige Leben, in das Werden und Wirken, über das Auf und Ab, aber auch über das Zusammenwirken der Gilde mit der Standesherrschaft – von Callenberg über Pückler bis zu den Arnims- und der Stadt Muskau. Es ist ein Stück Muskauer Chronik. Die Broschüre ist erhältlich zum Preis von 8,00 DM, Postversand plus 3,00 DM Porto über Muskauer Schützengilde 1511, 02953 Bad Muskau- Berg, Schützenhaus.

Prof. Dr. Bauer Präsident des Sächsischen Schützenbundes schrieb am 26.07.2001 zur Veröffentlichung der Broschüre :  „Meine Hochachtung vor dieser Arbeit und der Muskauer Schützengilde 1511.“

Wir laden ein anlässlich des 10. Jahrestages der Wiedergründung der 1511er Gilde zum Schützenfest vom 14. Juni bis 16. Juni 2002 in unserer Fürst Pückler– Heimatstadt Bad Muskau

„Schuß heil !“

Günter Tappert